Zeit der Fruchtfliegen
Vor allem in der wärmeren Jahreszeit kommt es oft vor, dass man von sehr kleinen Fliegen belästigt wird, die ständig um einen herumfliegen. Meistens handelt es sich hier um die kleine Frucht- oder Essigfliege (Drosophila melanogaster), die auch Obstfliege, Mostfliege, Gärfliege oder Taufliege genannt wird.
Der Laie kann diese 2-4 mm große Fliege mitunter mit anderen ähnlich kleinen Fliegenarten, wie z. B. der Buckel-, Dung-, Käse- oder Halmfliege oder aber auch der Trauermücke verwechseln. Typisch sind bei den bekanntesten Arten die roten Augen und ein gelbbrauner Körper mit schwarzen Hinterleibsringen.
Wie alle auch umgangssprachliche Namen schon hindeuten, bevorzugt diese Fliegenart faulende bzw. gärende Nahrungsquellen, wie sie sie z. B. mit überreifen Früchten, gärenden Säften und sonstigen nachgärenden, alkoholischen Getränken zu finden sind oder bei sonstigen, vor allem pflanzlichen Nahrungsresten, die sich im Zersetzungsprozess (z. B. Komposthaufen) befinden.
Vorwiegend ab dem Spätsommer findet diese Fliegenart paradiesische Zustände in Obstgärten, wo die vollreifen Früchte im Baum oder bereits am Boden anfangen zu verderben und damit zu gären. Schwierige Zeiten sind das dann vor allem für die Gastronomie, die Obst und Wein verarbeitenden Betriebe und für die Lebensmittelindustrie allgemein, um die hygienischen Anforderungen erfüllen zu können.
Die Schadwirkung dieser Fliege geht dabei von der möglichen Übertragung von Verderbniskeimen auf Lebensmittelvorräte aus. Bei z. B. Verschleppung von Milch- und Essigsäurebakterien kann es zu einem Fehlgeschmack bei niedrig geschwefelten Weinen kommen. Dazu kommt eine verbundene Ekelerregung, wenn sie in Massen überall auf Obst und allgemein Lebensmitteln sitzen oder den ganzen Raum an den Wänden und der Decke besetzen und ständig lästig um die Nase herumschwirren. In Viehställen können sich manche Arten in gärenden Futterresten massenhaft vermehren und eine Plage werden. Als Krankheitsüberträger werden sie allgemein nicht eingestuft.
Findet nun eine weibliche Fruchtfliege einen entsprechenden Nährboden, legt sie bis zu etwa 400 Eier direkt in das Substrat. Neben gärendes, eingemachtes und sogar frisches Obst, eignen sich außerdem Gemüse, Sauerkraut, Essigprodukte, Obstsäfte, Wein, Bier und sogar Molkereiprodukte als Nahrungsquellen. Grundsätzlich sind vor allem pflanzlich gärende Stoffe anziehend, bzw. die bei diesem Prozess enthaltene Hefe.
Bereits nach 1 Tag können die bis zu 6 mm langen, weißlichen Larven schlüpfen. Nach einigen Tagen verpuppen sie sich und abhängig von der Temperatur, Luftfeuchtigkeit und anderen Umweltbedingungen kann die Gesamtentwicklung bis zum Schlupf der vollentwickelten Fliege nur wenige Tage dauern. Desto wärmer, umso schneller geht dieser Prozess. Wenn jetzt nichts getan wird, kann es aus den genannten Gründen zu einem Massenschlupf innerhalb weniger Tage kommen und der Raum hängt voller Fliegen.
Die Lebensdauer der Fliege beträgt in der Sommerzeit etwa 5-6 Wochen, die letzte Generation im Jahr überwintert an einen frostfreien Platz z. B. in der menschlichen Behausung im Keller, in den Obst- und Gemüselagern oder auf den warmen Mülldeponien.
Bekämpfungsmaßnahmen
Damit es nicht zu dem beschriebenen Missstand führt, ist es als vorbeugende Maßnahme sehr wichtig, dass pflanzliche Abfälle in kurzen Zeitabständen regelmäßig entsorgt werden. In Obst- und Gemüselagern ist die ständige Aussortierung faulender Früchte notwendig. In Gastronomiebetrieben ist es wichtig, dass offenstehendes Leergut (Fruchtsäfte, Mischgetränke, Bier usw.) und ganz besonders leere Weinflaschen nicht zu lange gesammelt werden, da diese schnell zu gärenden und damit attraktiven Vermehrungsquellen für Fruchtfliegen werden können.
Weiter ist die geforderte regelmäßige Hygiene an der Ausschanktechnik (Hähne, Schläuche, Rohre usw.) und Leerung sowie Reinigung der Abfallbehälter umzusetzen. Fertig zubereitete Speisen (vor allem mit Essig angemachte) sollten mindestens mit Kunststofffolie abgedeckt oder besser in den Kühlschrank gestellt werden. Engmaschige Gazefenster sind gegen einen Zuflug von Insekten immer sinnvoll. All diese genannten Maßnahmen gelten auch für den privaten Haushalt.
In Küchen mit mangelhafter Abfall- und Leergutentsorgung können sich die Fliegen das ganze Jahr und damit auch im Winter aktiv in Gebäuden halten. Hier ist es also wichtig, nicht nur aus allgemeinen Hygieneforderungen (Verordnung (EG) 852/2004 – Lebensmittelhygiene) zeitnah regelmäßig fachgerecht zu entsorgen, sondern um auch die Schädlingsentwicklung in Grenzen zu halten.
Bei einem Massenauftreten kann es als Erstmaßnahme notwendig werden, alle Räume mit einem natürlichen Kurzzeitmittel zu vernebeln. Hier sollte eine Fachfirma herangezogen werden, die unter Berücksichtigung aller Schutzmaßnahmen, was besonders im Lebensmittelbereich höchste Priorität hat, diese Maßnahme umsetzt. Zuvor müssen aber alle möglichen Ursachen und Quellen entfernt werden!
Bei vor allem großen Abfallbehältern, die nicht täglich geleert werden, kann das Wachstum vorhandener Fruchtfliegen- und sonstiger Larven mit Entwicklungshemmern (Larvizide) gestört und damit die Entwicklung zu einem vollständigen Insekt verhindert werden. Unterstützend können für Gäste nicht sichtbare Fruchtfliegenfallen und Gelbtafeln mit Leimbeschichtung aufgestellt werden.
Was kann ich als Privatperson sonst noch tun?
Es kann ein Staubsauger bei einem größeren Befall eingesetzt werden, um schnell und ohne Umweltbelastung eine größere Population aus der Luft und von den Wänden zu holen.
Für den Hausgebrauch kann man eine einfache, selbstgemischte Fruchtfliegenfalle in einem Gefäß einsetzen:
1/3 roten Himbeersirup, 1/3 Weinessig und 1/3 Wasser zusammenmischen und einen Tropfen Spülmittel zur Oberflächenentspannung hinzugeben.
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Text: Reinhard Thiel, Berlin
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