Lebensmittelmotten (Dörrobstmotten)
Hilfe zur Selbsthilfe
Immer wieder flattern Ihnen Motten um die Nase, außerdem haben Sie vielleicht schon in Lebensmitteln oder an der Wand kleine Raupen entdeckt.
Und Sie wissen schon nicht mehr, was Sie machen sollen?
Dann haben Sie vermutlich einen Befall mit Dörrobstmotten, umgangssprachlich auch als Lebensmittel- oder Speisemotten bekannt.
Wir möchten Ihnen helfen…
Um die Motten effektiv bekämpfen zu können, ist es sinnvoll ein wenig die Biologie dieser Insekten zu kennen:
Entwicklung der Dörrobstmotte (Plodia interpunctella)
- Größe: bis 9 mm lang, bis 20 mm Flügelspannweite
- Farbe: mehrfarbig, vorn hellgrau bis grau-gelb, der hintere Teil kupferrot glänzend-schimmernd, auch leicht grünlich, die hinteren Flügelenden haben kleine Fransen
- wie bei allen Schmetterlingen, zu denen auch die Motten gehören, führt die Entwicklung über 4 Stadien:
Ei, Larve, Puppe, vollentwickelter Falter
- Die Mottenweibchen legen im Durchschnitt zwischen 200-400 Eier an die spätere Nahrung, bzw. an die Verpackung (fast alle trockenen Getreide und Getreideprodukte, aber auch Mandeln, Nüsse, Dörrobst (!), Schokolade, Hefe, Trockenmilch, seltener auch Tee, Gewürze und Trockenblumen, sowie trockene Tiernahrung).
- Die Eier sind weißlich und sind mit einer Größe von 0,3-0,5 mm recht winzig. Oft werden Eier mit Lebensmittelprodukten, bzw. mit der Verpackung eingeschleppt.
- Die Entwicklung ist stark von der Umgebungstemperatur und –feuchte, sowie der Nahrung abhängig.
- Optimal ist eine Entwicklungstemperatur von 24-30 °C und eine Luftfeuchtigkeit von 70 % bei entsprechend idealer Nahrung.
Die kleinen raupenartigen Larven schlüpfen nach 3-14 Tagen und entwickeln sich über mehrere Häutungen zu einer verpuppungsreifen Größe von etwa 17 mm. Bei Raumtemperatur dauert diese Fressphase etwa 4 Wochen, die Phase vor der Verpuppung erkennt man an der starken Gespinstbildung im Nahrungssubstrat.
Dann gehen die Larven einige Tage auf Wanderschaft und können dabei sogar hundert und mehr Meter zurücklegen.
Sie verpuppen sich dann oft außerhalb des befallenen Raumes, bzw. der befallenen Nahrungsquellen an geschützten Stellen wie Ritzen, Fugen, Löcher oder auch gern in den Ecken zur Raumdecke.
Dabei spinnen sie sich ein und verwandeln sich in unbewegliche, gelblichbraune Puppen mit einer Maximallänge von etwa 10 mm.
In dieser Puppenruhe entwickelt sich im Verborgenen bei guten Bedingungen nach etwa 2 Wochen (ansonsten entsprechend länger) der fertige Falter.
Nach dem Schlupf leben die vollentwickelten Motten noch 2–3 Wochen und nehmen währenddessen außer Flüssigkeit keine Nahrung mehr auf, da ihr Mundwerkzeug verkümmert ist.
Ihr einziges Lebensziel ist es dann nur noch den passenden Geschlechtspartner zur Fortpflanzung zu finden, d. h. nur die Larve ist der eigentliche Schädling - die Motten selbst können eigentlich nur lästig werden, wenn sie in einer hohen Anzahl auftreten!
Das Mottenweibchen verströmt einen Sexuallockstoff (Pheromon), damit es vom Männchen gefunden wird. Nach der Paarung fliegt es los und legt die Eier, wie bereits erwähnt, auf die geeignete Nahrung oder in die Nähe, da sonst die schlüpfenden Larven nichts zu fressen haben und sterben würden. Sind alle Eier gelegt, dann ist das Weibchen ausgelaugt, sitzt nur noch da und verendet.
Das Männchen sucht nach dem Schlüpfen, angelockt durch das Pheromon ein Weibchen, um es zu begatten. Hat es dies geschafft, dann hat es auch seine Aufgabe erfüllt.
Es können sich übrigens etwa 2-4 Generationen im Jahr entwickeln.
Auf was Sie achten müssen
In der Regel werden die Motten mit Lebensmitteln oder auch Tiernahrung (z. B. in Vogel- oder Nagetierfutter) eingeschleppt. Im Sommer ist auch der Zuflug durch offene Fenster und Türen möglich.
Wie Sie jetzt wissen, gibt es einen Entwicklungszyklus bei den Motten – diesen zu durchbrechen, ist die schwierige und langfristige Aufgabe, die nun auf Sie zukommt.
Schritt 1 - die Ursache finden
Da die Larven sich immer zuerst an der Nahrungsquelle entwickeln, ist somit als erstes eine Durchsicht aller Lebensmittel (auch Tierfutter) unumgänglich und unbedingt anzuraten.
Befallene Nahrungsmittel, auch an dem Gespinst mit Verklumpungen erkennbar, müssen rigoros entsorgt werden (Biotonne)!
Denken Sie auch z. B. an das Säckchen gelagerter Walnüsse in der Ecke und ähnliche Ernteerfolge, Deko-Trockenblumen und -früchte oder werfen Sie mal auch ein Blick auf das Lebkuchenherz an der Wand vom letzten Oktoberfest…
Schritt 2 - kein Nahrungsangebot schaffen
Als nächstes sollten Sie alle möglichen zukünftigen Nahrungsquellen den Motten als Angebot entziehen, d. h. es darf nichts mehr offen gelagert werden, wo die Mottenweibchen ohne Probleme ihre Eier ablegen oder in der Nähe geschlüpfte Larven eindringen können.
Beachten Sie, Mottenlarven können sich mit ihrem starken Mundwerkzeug durch diverse Verpackungsmaterialien durchbeißen – Zellophan ist da das leichteste Hindernis.
Gut schädlingssicher sind Glas-, Keramik- und Porzellangefäße mit Schraub- oder Bügelverschlüssen. Lebensmitteldosen aus Kunststoff sollten einen guten Klickverschluss mit Dichtung haben. Sie sollten trotzdem regelmäßig (!) auf Befall kontrolliert werden.
Übrigens ist der Kühlschrank ein sehr sicherer Lebensmittel-Safe: Hier können alle Lebensmittel längerfristig mottensicher gelagert werden, auch wenn sie eigentlich nicht gekühlt werden müssen.
Es ist sinnvoll vorläufig auch nur noch Lebensmittel zu beschaffen, die kurzfristig wieder verbraucht werden – also lange Lagerzeiten vermeiden!
Entfernen Sie Backwarenkrümel im und unter dem Brotkasten/Toaster und reinigen Sie regelmäßig die ausgeräumten Vorratsschränke.
Schritt 3 - Mottenfalter beseitigen
Nun sollten Sie so viel herumfliegende Motten wie möglich wegfangen, um weitere Paarungen und Eierablagen zu unterbinden. Ein Staubsauger kann dabei wertvolle Hilfe leisten, aber vergessen Sie nicht den verschlossenen Beutel zu entsorgen!
Diese Aufgabe wird Sie die nächsten Wochen begleiten – warum?
Die Ursache des Mottenflugs (nämlich die Eiablage mit den Folgen) liegt auch viele Wochen zurück. Und da die Eier von den Mottenweibchen zeitlich gestreut gelegt wurden und - wie schon gesagt – die Umgebungsbedingungen eine Rolle spielen, schlüpfen die Motten nicht alle zur selben Zeit aus den Puppen, die noch irgendwo versteckt sitzen.
Nun haben Sie vielleicht schon an den Einsatz von frei käuflichen Spray-Insektiziden gedacht?
Für einen „Erstschlag“ bei einem Massenflug der Motten ist das sinnvoll, aber da Sie die nächste Zeit täglich mit Nachschlupf aus versteckten Puppen rechnen müssen, ist das sicher längerfristig nicht die ökologischste Variante.
Wenn sich Kinder, Schwangere, kranke Mitmenschen und Heimtiere in der Umgebung aufhalten, sollten sie das auch berücksichtigen.
Falls Sie sich dafür entscheiden sollten, beachten Sie unbedingt die Gebrauchsanweisung, denken an Ihren eigenen Schutz und auch, dass die Rauchmelder in den Räumen losgehen könnten!
Zur Unterstützung eignen sich übrigens auch einfache elektrische Fluginsekten-Fanggeräte mit UV-Licht, wie sie im Handel zu finden sind.
Aber bitte nur im geschlossenen Innenbereich nutzen, damit wirklich nur die Motten und keine schützenswerte Insekten gefangen werden!
Schritt 4 - Larven und Puppen verfolgen und aufspüren
Es kann sein, dass sich viele verpuppungsbereite Larven plötzlich eines Tages auf den Weg machen und man entsetzt überall diese kleinen Raupen an Wand und Decke bemerkt. Für manche Betroffene war bis zu diesem Moment nicht klar, dass sie einen Dörrobstmottenbefall haben...
Jetzt sollten Sie sofort handeln und alle Raupen die Sie entdecken beseitigen, bevor sie verschwinden und sich irgendwo versteckt verpuppen. Außerdem heißt es jetzt schon mögliche Puppen (siehe Foto) zu finden, schließlich entwickeln sich hier die zukünftigen Motten - und diese Suche wird nicht leicht…
Da die Larven vor der Verpuppung viele Meter unterwegs waren und sich gute Verstecke gesucht haben, ist es fast unmöglich, alle Puppen zu finden – denken Sie auch an die Nebenräume!
Achten Sie sorgfältig auf Ritzen, Fugen, Löcher an den Wänden, Türscharniere, den Raum hinter Schränken, Lampen, Gardinenschienen und Ecken an den Wänden - wohin auch immer eine Larve zum Verpuppen krabbeln könnte. Gerne verpuppen sie sich auch in den Gewindegängen von Schraubverschlüssen und Falzen von Verpackungen.
Entfernen Sie entdeckte Puppen, ein Staubsauger kann auch hier hilfreich sein. Auch der Einsatz eines Dampfreinigers oder eines Heißluftföns für unerreichbare Stellen kann sinnvoll sein, da die Puppen ab einer Temperatur von ca. 50 °C geschädigt werden.
Aber seien Sie vorsichtig – Furniere können sich ablösen, beim Fön kann es schnell zu Hitze- oder sogar Brandschäden kommen und wir übernehmen keine Haftung für Ihr Handeln!
Monitor-Klebefallen
Setzen Sie als zusätzliche Hilfe Pheromon-Klebefallen für Lebensmittelmotten ein.
Aber Achtung: Diese Fallen können den Befall nicht allein lösen! Warum?
Die Männchen finden die Weibchen durch einen Sexuallockstoff (Pheromon), den das Weibchen absondert. Dieser ist über eine sehr große Distanz für das Männchen wahrnehmbar. Eine Pheromonfalle besteht aus dem Sexuallockstoff und einer Klebefläche, die aufgestellt wird, um die Männchen anzulocken und festzuhalten.
Das Pheromon ist in der Regel entweder in der Klebefläche eingearbeitet oder muss als Kapsel darauf geklebt werden. Diese Klebeflächen gibt es in verschiedenen Varianten und Größen.
Damit können schon eine Menge männliche Motten aus dem Verkehr gezogen werden. Aber leider nicht alle und schon gar nicht die Weibchen…
Die Fallen werden in der Regel als Monitore genutzt und sollen vor allem Aufschluss geben, ob ein Befall besteht und wie schnell dieser ab- oder eventuell sogar zunimmt.
Man kann von einer etwa gleichen Anzahl der beiden Geschlechter bei einem Befall ausgehen.
1-2 Fallen für einen üblich großen Wohnraum (25-30 qm) sollten reichen und relativ zentral nicht zu dicht aufgestellt werden.
Aber bitte kommen Sie nicht auf die Idee die Falle in die Nähe eines offenen Fensters (im Sommer) zu stellen: Sie locken damit nur die Männchen von außerhalb an!
Schreiben Sie das Aufstelldatum auf die Fallen und wechseln Sie dann die Fallen ca. alle 3-4 Wochen oder je nach Befall auch schon früher. Auf die neuen Fallen schreiben sie dann noch die Anzahl des letzten Fangs zum Vergleich.
Eine weitere mögliche Unterstützung ist der Einsatz von Trichogramma-Kärtchen (Bioläden, Internet), womit winzig kleine Schlupfwespen freigesetzt werden (0,3-0,4 mm groß, den Menschen nicht stechend), die die Dörrobstmotteneier parasitieren und damit die Entwicklung verhindern. Allerdings wäre dann hier der gleichzeitige Einsatz von Insektiziden nicht sinnvoll...
Wenn Sie nun alle zuvor genannten Schritte und Maßnahmen konsequent befolgen und wiederholen, werden Sie den Entwicklungszyklus der Motten durchbrechen und damit auch den Befall wieder los zu werden.
Beachten Sie, dass sich eine Bekämpfung von Dörrobstmotten lange hinziehen und bis zu einigen Monaten dauern kann, bis auch die letzte Motte aus der Puppe geschlüpft ist.
Der Einsatz eines Schädlingsbekämpfers ist in der Regel nur dann von Nöten, wenn „der halbe Raum fliegt“ und Sie eine Erstbekämpfung nicht selbst machen können oder wollen.
Viel Erfolg wünscht Ihnen nun das Team der
MIBABS Schädlingsbekämpfung Daniel Krämer – zertifiziert nach ISO EN 16636
Alt-Buch 72
13125 Berlin
Email:
Text: Reinhard Thiel, Berlin
Quellenangabe für verwendete Bilder:
Dörrobstmotte: © JuergenL - stock.adobe.com, Puppe: MIBABS Daniel Krämer, Larven der Dörrobstmotte + Klebefalle: Reinhard Thiel